Erlebnispunkt 08 – Mühlenturm

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Ein noch gut erhaltenes Relikt aus der Zeit der konfessionellen Kriege ist der Mühlenturm. Er geht wahrscheinlich auf das Jahr 1546 zurück und diente als Verteidigungsstellung und Plattform für Geschütze am inneren Festungsgraben. Nach dem Ausbau der Festung mit Bastionen und Ravelins im 17. Jahrhundert verlor er seine militärische Funktion, erhielt zwei weitere, nach oben enger werdende Geschosse und diente von 1643 an als Stadtwindmühle. Im 19. Jahrhundert wurde diese stillgelegt. Ab 1920 wurden der Turm und das angebaute Müllerhaus als Jugendheim genutzt, im Zweiten Weltkrieg als Beobachtungsposten der Luftschutzpolizei. Zur erneuten Herrichtung als Jugendheim wurden in den 1950er Jahren fünf Stahlbetondecken eingezogen, dazu eine schmale Wendeltreppe. Seit den Achtzigerjahren ist der Mühlenturm als Aussichtsturm hergerichtet, dient zum Abfeuern des Feuerwerks am St. Martinsabend und kann von Künstlern für Ausstellungszwecke genutzt werden.

Dass der Turm mal eine militärische Funktion hatte, wird im Untergeschoss deutlich: Hier sind die Mauern 2,65 m stark. Die Aussichtsplattform in 23 m Höhe erlaubt nicht nur freie Sicht auf die Gelderner Innenstadt, sondern bei gutem Wetter sogar einen Blick auf das westliche Ruhrgebiet oder die Hügel der Sonsbecker Schweiz.

Der Turm kann ebenso wie die neben ihm liegenden Kasematten bei öffentlichen Führungen oder nach Absprache mit der Stadtverwaltung besichtigt werden.

Machen Sie Gebrauch davon, es lohnt sich.

Die Kasematten sind tunnelförmige Räume aus dicken Backsteinmauern. Sie wurden wohl kurz vor dem Jahr 1600 als Verteidigungsanlagen mit Schießscharten ebenerdig angelegt und dann mit ca. vier Metern Erde überdeckt. Sechs Räume dienten in der Anfangszeit als Unterkunft für Soldaten und als Pulvermagazin, später u.a. als Eiskeller und im Zweiten Weltkrieg als Schutzraum für 300 Menschen. Auch heute noch sollen die Kasematten bewohnt sein: Nach Auffassung von „paranormalen“ Forschungsgruppen lebt hier ein „Geist“, dessen Existenz u.a. mit Hilfe von Wärmemessungen festgestellt worden sein soll. Nach verschiedenen Untersuchungen, die es bis in einige Fernsehprogramme geschafft haben, handelt es sich dabei um einen spanischen Soldaten, der um 1600 hier in Geldern gelebt habe. Die Gelderner nennen ihn liebevoll „Carlos de las Casamatas“. Jedes Jahr zieht er neue Geisterjäger in die Kasematten. Keine Angst! Niemand hat bisher erfahren müssen, dass Carlos Böses im Schilde führt.

Mühlenturm und Kasematten können Sie erleben, wenn Sie an Führungen des Historischen Vereins teilnehmen. Sie können sich zudem an die Stadtverwaltung wenden. Auch der kurze Spielfilm „Leo und das alte Geldern“ führt Sie in die geheimnisvollen unterirdischen Gänge.

Erleben

Spielfilm „Leo und das alte Geldern“- Länge: 16 Minuten
Querschnitt durch die Kasematten – Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken und (mit zwei Fingern) größer ziehen.